An heißer Angelegenheit
die Finger verbrannt
Das Feuerwehrmuseum Kaufbeuren erinnert mit einer Ausstellung an den Brand des Kaufbeurer Rathauses vor 50 Jahren. Die Ausstellung informiert anschaulich und unterhaltsam über den Brandverlauf, die Person des Brandstifters und den anschließenden Wiederaufbau des Gebäudes. Es befindet sich heute noch ein Fahrzeug im Bestand des Museums, welches bei diesem Einsatz eingesetzt war.
Aus dem Einsatztagebuch der Feuerwehr Kaufbeuren
20.06.1960
Brand des Rathauses in Kaufbeuren.
Alarm mit 3 Schleifen um 13.35 h. Ausbruchstelle in der Registratur in der Nordwestecke der Mansarde. Da es sich vermutlich um einen Zimmerbrand handelt, wurden die Löscharbeiten auf das eine Dachzimmer konzentriert und mit Pressluftatmern innen und mit Drehleitern außen durch die Fenster vorgegangen. Es zeigte sich jedoch bald, daß sich der Brand bereits auf den ganzen Dachstuhl ausgebreitet hat, sodaß Großalarm gegeben wurde, was auch Neugablonz, die Fabrikfeuerwehr, und die Horstfeuerwehr auf den Plan rief.
Es waren eingesetzt:
Stadtfeuerwehr: 2 TLF, 2 LF 16, 1 DL 22,
1 B-Kombi
Neugablonz: 1 TLF, 1 LF 16, 1 DL 26, 1 BF
Fabrik: 1 LF 16, 1 AL 22
Horst: 2 TLF 38, 1 TLF 24
Irsee: 1 AL 22
Es waren desweiteren eingesetzt: 4 Pressluftatmer, 10 Sauerstoffschutzgeräte, 14 C-Rohre, 3 B-Rohre, 80 Mann.
Brandursache: Brandstiftung durch den Stadtkassier Ignaz Heel, der damit Unterschlagungen vertuschen wollte. Schaden ca. 400.000,-- DM. Dauer des Einsatzes von 13.35 Uhr bis 22.00 Uhr, also 9 1/2 Stunden. Die Brandwache von 22 Uhr bis früh 6 Uhr übernahm die Mannschaft der
Horstfeuerwehr. Alles in Allem wohl der schwierigste Einsatz der letzten Jahre.
21.06.1960 20.00 Uhr
Abends 20 Uhr nochmaliges Aufflackern des Rathausbrandes. Es musste nochmals alarmiert werden, um Glutnester zu beseitigen.
22.06.1960 6.30 Uhr
Früh 6.30 Uhr nochmaliges großes Aufflackern an der Nordostecke des Rathauses. Schleife II mit TLF, LF 16 und DL 22 ausgerückt, 1 Stunde Arbeit, die Decke zum 2. Stock durchgebrannt. 7.30 einrücken.
23.06.1960
Pannensitzung in der Gais wegen dem Rathausbrand. Ausschuß mit Dienstgraden und Maschinisten und das Kommando der Fabrikfeuerwehr. 3 Stunden wurde der Einsatz debattiert um festzustellen was recht oder eventuell falsch gemacht wurde.
Spätere Ermittlungen ergaben, dass der städtische Angestellte Ignaz Heel Beweise für seine Unterschlagungen vernichten wollte und daher den Brand gelegt hatte. Heel wurde zu fünf Jahren Gefängnis und 500 Mark Geldstrafe verurteilt. Sein persönliches Schicksal war ein willkommener Stoff für die bundesweite Klatschpresse.